Anlässlich des geplanten „Gesetzes zum Schutz der in der Prostitution Tätigen“ und der darum bestehenden kontrovers geführten Debatte(n) laden die Kritischen Jurist*innen zu einer Workshopreihe ein, die sich ausgehend von der aktuellen Reformdiskussion mit der Situation von Sexarbeiter*innen, dem gesellschaftlichen, insbesondere juristischen Umgang mit Sexarbeit und dem Zusammenhang von Sexarbeit und Migration in der BRD beschäftigen wird. Geplant sind vier im Laufe des Sommersemesters am Fachbereich Rechtswissenschaft der FU Berlin stattfindende themenspezifische Workshops, zu denen wir Referent*innen aus Rechts- und Geschichtswissenschaft, Selbstorganisationen und Beratungsstellen eingeladen haben. Die Workshops sind offen für alle Interessierten, insbesondere Studierende des Fachbereiches und der FU können teilnehmen. Über eine vorherige Anmeldung würden wir uns freuen!
Gefördert wird die Veranstaltungsreihe aus Frauenfördermitteln des Fachbereiches Rechtswissenschaft an der FU sowie dem AStA FU.
Eure Kritischen Jurist*innen an der FU
I. Sexarbeit und ihre rechtliche Rahmung in Deutschland
Am 10.05.2016 von 14-17 Uhr, Raum 2216 in der Bolzmannstraße 3
Der erste Workshop befasst sich mit den rechtlichen Grundlagen der Sexarbeit in Deutschland. Welche Formen der Sexarbeit und ihrer Organisierung bestehen? Welche arbeitsrechtliche Rahmung und soziale Absicherung erfahren Sexarbeit und ihre verschiedenen Formen? Welche Auswirkungen hat das aktuelle Prostitutionsgesetz auf Sexarbeit und die darin Tätigen und welche Rolle spielen Straf- und Ordnungsrecht? Die eingeladene Referentin Alexa Müller ist eine Vertreterin der Organisation Hydra e.V., einer Selbstorganisation von und Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen in Berlin.
II. Ausbeutungsverhältnisse in der Arbeitsmigration – Schwerpunkt Zwangsprostitution
Am 30.05.2016 14-17 Uhr; Raum 2216, Bolzmannstraße 3
In den neueren Debatten über Prostitution seit den 70er und 80er Jahren des 20. Jh. in Deutschland werden immer wieder die Zwangsprostitution von vor allem Migrantinnen und der damit verbundene Menschenhandel ins Feld geführt, um Regulierung, Bekämpfung oder Verhinderung von Sexarbeit zu rechtfertigen und zu begründen. In diesem Workshop wollen wir versuchen, dieser Argumentation auf den Grund zu gehen. Ausgehend von der Situation von Arbeitsmigrant*innen im Allgemeinen wollen wir uns der Frage nähern, in welchen spezifischen Situationen von einem Zwangsverhältnis erzwungener Ausbeutung der Arbeitskraft gesprochen werden kann und welche Konsequenzen sich daraus für den Umgang mit und die Einordnung von Zwangsprostitution ergeben? Schließlich sollen aber auch die juristischen, insbesondere strafrechtlichen Instrumente zur Bekämpfung von Zwangsprostitution und Menschenhandel kritisch betrachtet werden. Für den Workshops haben wir Babette Rohner von der Koordinations- und Beratungsstelle Ban Ying als Referentin gewinnen können.
III. Zur Geschichte des gesellschaftlichen und rechtspolitischen Umgangs mit Prostitution
Am 14.06.2016 14:30-18 Uhr; Raum 2216, Bolzmannstraße 3
Um die aktuelle Rechtslage und den gesellschaftlichen Umgang mit Sexarbeit besser verstehen und seine Motive herausarbeiten zu können, wollen wir gemeinsam mit der Historikerin Sonja Dolinsek die Geschichte des gesellschaftlichen und rechtspolitischen Umgangs mit Prostitution in Deutschland im 20 Jh. betrachten. Wie gestaltete sich der staatliche Umgang mit Prostitution? Welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf gesellschaftliche Formationen ziehen, insbesondere den Umgang mit Sexualität und die Stellung der Frau* in der bürgerlichen deutschen Gesellschaft? Lassen sich Kontinuitäten und Brüche in die heutige Zeit erkennen?
IV. Prostitutionsschutzgesetz – Inhalt und Auswirkungen
Am 20.6 von 16-18 Uhr; Hörsaal III, Van‘t Hoff Straße 8
In dem letzten Workshop wollen wir uns mit dem geplanten „Gesetz zum Schutz der in der Prostitution Tätigen“ beschäftigen. Dieses sog. Prostitutionsschutzgesetz, das sich als Erweiterung zum 2002 beschlossenen Prostitutionsgesetz versteht, ist mit diversen Änderungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen verbunden. Gemeinsam wollen wir die vorgesehenen Inhalte und die politischen Interessen hinter der geplanten Gesetzesänderung erarbeiten, wobei ein besonderer Schwerpunkt dabei auf der kritischen Betrachtung der Auswirkungen vor allem für selbstbestimmt arbeitende Sexarbeiter*innen und jene mit unsicherem Aufenthaltsstatus liegen soll. Referentin für diesen Workshop ist Prof. Dr. Maria Wersig.
Die Workshops finden in deutscher Sprache statt und die Räume sind barrierefrei erreichbar.
Sexarbeit und Recht – eine Workshopreihe im SoSe 2016
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